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Wirtschaftlichkeitsberechnungen in der Implantologie

Zusammenfassung

In der implantologisch tätigen Zahnarztpraxis sind eine Vielzahl von Entscheidungen zu treffen, die sich auch auf das betriebswirtschaftliche Ergebnis der Praxis auswirken. Aus betriebswirtschaftlicher Sicht ist es sinnvoll, die Erträge aus dem einzelnen Behandlungsfall wie auch des gesamten Behandlungssektors zu optimieren. Dieses setzt die Kenntnis bzw. Berechnung von Einnahmen, Kosten und Gewinn einzelner betrachteter Behandlungsfälle voraus. Für die Analyse implantologischer Behandlungen gab es bisher keine Vorschläge für Rechenmodelle zur Fallkostenrechnung. Kalkulations- und Optimierungsrechnungen mit einer für eine betriebswirtschaftliche Nutzung erforderlichen Genauigkeit waren damit nicht möglich. Die Entwicklung eines solchen Rechenmodells und die Nutzung desselben zur Optimierung des betriebswirtschaftlichen Ergebnisses ist das Ziel der vorliegenden Arbeit.

Die Hypothese der Arbeit lautet: Implantologische Behandlungen sind betriebswirtschaftlich kalkulierbar und sind bereits ab kleinen Fallzahlen (>25 Implantate pro Jahr) wirtschaftlich.

Die Methodik bestand insbesondere aus der Analyse der einzelnen Einnahme- und Kostenfaktoren, der Erhebung des typischerweise in der Praxis vorhandenen Datenmaterials und der Anwendung der in der betrieblichen Kostenrechnung üblichen Vorgehensweise auf die Verhältnisse der Zahnarztpraxis. Bei der Zuordnung der Kostenfaktoren war insbesondere zu unterscheiden zwischen Einzelkosten, die dem Behandlungsfall direkt zugeordnet werden können, und Gemeinkosten, die über einen geeigneten Verteilungsschlüssel zugeordnet werden können. Auf diese Weise wurde zunächst ein allgemeines Rechenmodell zur Fallkostenrechnung entwickelt. Die Ableitung des Rechenmodells und die Wahl der Verteilungsschlüssel wurde ausführlich begründet.

Das Rechenmodell wurde an verschiedenen konkreten Beispielrechnungen demonstriert, wobei auf die Plausibilität der gewählten Zahlenbeispiele geachtet wurde. Zu verschiedenen betriebswirtschaftlich relevanten Faktoren wurden anschließend vergleichende variable Berechnungen durchgeführt. Es wurde demonstriert, dass und wie ein solches Rechenmodell genutzt werden kann, um die Wirtschaftlichkeit implantologischer Behandlungen in der allgemeinzahnärztlichen Praxis zu berechnen, zu kontrollieren und die Praxisabläufe wirtschaftlich zu optimieren. Auf dieser Basis wird ein Schema zur Ertragsoptimierung implantologischer Behandlungen vorgeschlagen. Die Hypothese wurde daher bestätigt.

Anhand der Beispielrechnungen konnte herausgefunden werden, welchen Einfluss verschiedene Parameter der Behandlung bzw. der Praxisführung unter den gewählten Prämissen auf die Wirtschaftlichkeit der Behandlung nehmen. Hierzu wurden die Differenzen der Kalkulationsergebnisse, die sich bei der Variation einzelner Parameter innerhalb einer für die zahnärztliche Praxis plausiblen Spanne ergaben, in Relation zu den Gesamteinnahmen gesetzt (berechnet auf Basis des GOZ-Faktors 2,8). Großen Einfluss nehmen der GOZ-Steigerungsfaktor, bei dem das Kalkulationsergebnis innerhalb der gewählten Variationsspanne um 51,4 % der Gesamteinnahmen differiert, und die Anzahl der jährlich inserierten Implantate mit 41,4 %. Geringer ist der Einfluss des Zeitaufwands des Behandlers mit 16,2 %, und des Leistungsstundensatzes der Praxis 13,8 %. Nur geringen Einfluss haben der Typ der verwendeten Implantatbohrer mit 2,4 %, die Wahl des Implantatsystems mit 1,3 % und die Fremdlaborkosten mit 0,7 %. Zur Ertragsoptimierung scheinen daher insbesondere die Faktoren "GOZ - Steigerungsfaktor" und "Anzahl jährlich inserierter Implantate" bedeutsam zu sein. Unterhalb einer gewissen Mindestzahl pro Jahr inserierter Implantate (etwa 20 bis 25) sind negative wirtschaftliche Resultate zu erwarten.

Erheblichen Anteil an der Kostenbelastung einer implantologisch tätigen Praxis haben die Faktoren der initialen Ausbildung und der Anfangsinvestitionen in technische Ausstattung. Da für beide Faktoren kalkulatorische Abschreibungen berücksichtigt werden sollten, gleichzeitig in den ersten Jahren der implantologischen Tätigkeit mit eher geringen und später steigenden Fallzahlen zu rechnen ist, kann für den Beginn der implantologischen Tätigkeit eine insgesamt hohe Kostenbelastung für die Praxis erwartet werden. In den folgenden Jahren können durch steigende Fallzahlen, verringerten Zeitaufwand durch zunehmende Routine und bereits erfolgte Abschreibung initialer Kosten sinkende Kosten und verbesserte wirtschaftliche Ergebnisse erwartet werden.

Das entwickelte Rechenmodell zur Fallkostenrechnung kann nach Erhebung der individuellen Daten in jeder Praxis nachvollzogen werden, um die Wirtschaftlichkeit implantologischer Behandlungen zu kontrollieren, aktuelle Fälle zu kalkulieren und die Praxisabläufe anhand dieser Berechnungen im Sinne verbesserter Wirtschaftlichkeit zu optimieren.

Florian Stephenson M.Sc.