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Künstliche Zahnwurzeln (Zahnimplantate) bei Jugendlichen im Wachstum

In der heutigen Zeit, wo die Jugendlichen gefährliche Trendsportarten wie Inlineskating, Kickboard oder Mountainbike fahren als Hobbies entdeckt haben, häufen sich natürlich auch trotz Schutzbekleidung und Helmen Unfälle, wo Zähne beteiligt sind. Hier trifft es zudem besonders die sichtbaren großen und seitlichen Schneidezähne.

Wenn die Zähne nur aus ihrem Zahnfach katapultiert worden sind, können sie, wenn sie nicht zu lange außerhalb der Mundhöhle z. B. in einer Zahnrettungsbox oder in Milch aufbewahrt wurden, wieder eingepflanzt werden. Aber dieses Einpflanzen (Replantieren) kann dauerhaft auch zum Absterben des Zahnes führen, der zunächst dunkler wird und anschließend entzündlich verloren gehen kann.

In manchen Fällen ist der Zahn jedoch so zersplittert, dass der Zahn nicht wieder eingesetzt werden kann und dann stellt sich immer wieder die Frage, welches ist der richtige Behandlungsweg für den jungen Patienten:

Zunächst sollte ein Provisorium z. B. als Klammerprothese angefertigt werden, damit die Lücke zunächst kosmetisch geschlossen wird. Anschließend muss mit den Eltern die Behandlungsstrategie des Zahnersatzes besprochen werden. Wo sind die Problem zu erwarten? Das Hauptproblem ist, dass der Kiefer der Kinder bzw. Jugendlichen erst mit ca. 16 Jahren ausgewachsen ist. Das bedeutet, dass man bei vorzeitigem Zahnersatz mit Implantaten (künstlichen Zahnwurzeln) in ein dynamisches System eingreift, wo das Ergebnis durch das noch ausstehende Wachstum nicht kalkulierbar ist. Wenn man aber nicht frühzeitig implantiert, dann geht der Kieferknochen zurück. Man spricht von Inaktivitätsatrophie. Dieser Prozeß ist vergleichbar mit einem gebrochenem Arm, der 6 Wochen eingegipst wird. Hier wird man nach Entfernung der Gipsmanschette feststellen, dass der Arm durch Inaktivität deutlich im Umfang reduziert ist und häufig nur noch die Hälfte des Umfangs hat als der andere Arm. Dieser Schwund ist bei dem gebrochenem Arm umkehrbar (reversibel), in dem die geschrumpfte Muskulatur wieder trainiert und aufgebaut wird. Bei einem Zahnverlust geht jedoch keine Muskulatur sondern Kieferknochen verloren und dieser Verlust ist durch den eigenen Körper nicht umkehrbar. Das bedeutet, dass der Kieferknochen, der durch das Wachsen der Zähne ausgebildet wird, nicht mehr nur nicht mitwächst, sondern sogar schrumpft (siehe Abb. 1)

Knochenschwund
Abb. 1: Knochenschwund bei Zahnverlust im
Wachstum nach 3 Jahren

Diese Tatsache hat uns dazu gebracht, dass wir heutzutage immer mehr beim im Wachstum befindlichen Jugendlichen Zahnimplantate einsetzen. Diese sorgen für einen eleganten Zahnersatz des verloren gegangenen Zahnes und erhalten zusätzlich noch den Kieferknochen. Da wir aber teilweise nicht nur den Kieferknochen erhalten müssen, sondern noch das ausstehende Wachstum kompensieren müssen, werden mit der Implantation Knochenaufbaumaßnahmen durchgeführt, die das Ziel haben, das Endbild zum Zeitpunkt des abgeschlossenen Kieferwachstums ästhetisch perfekt aussehen zu lassen. Im Übergang wirkt die Krone also zunächst häufig zu kurz, nach Abschluss des Wachstums ist dann das Bild im Zahnhalsbereich perfekt. Da die Implantatkrone nicht mitwächst, sind Korrekturmaßnahmen notwendig, wenn der Patient ausgewachsen ist (Abb.2, 3, 4)

Zahnverlust
Abb. 2: 11 jährige Patientin mit Zahnverlust nach Reitunfall
Knochenschwund
Abb. 3: Knochenschwund (Inaktivitätsatrophie) in der Aufsicht
Knochenschwund
Abb. 4: Eingesetzte zu "kurze" Krone – im Zahnhalsbereich wurde das noch ausstehende Wachstum mit Knochenaufbaumaßnahmen kompensiert.

Dr. Jan Tetsch M.Sc.